Wir fahren zum Kingdom Tower, im Volksmund Flaschenöffner genannt. Ganz oben ist er konstruiert wie ein Bierflaschenöffner und die alleroberste Querverbindung ist eine begehbarer Aussichtsgang. Dieser wird ab Einbruch der Dunkelheit in wechselnden Farben beleuchtet, was weithin sichtbar ist, wenn nicht gerade wieder Dunst oder Sand die Sicht trüben.
Zuerst laufen wir ein wenig im Bereich der grossen, edlen Mall herum. Es ist ziemlich leer. Gegen 17:00 ist einfach noch nichts los. Zu kaufen gibt es alles, was das Herz begehrt. Wenn es denn diese Dinge begehrt…
Victorias Secret ist genauso vertreten wie La Senza und H&M und Mont Blanc. In den Auslagen sehe ich sehr farbenprächtige Kleidung. Da Ramadan vor der Tür steht, ist Einkaufen angesagt! So ähnlich wie bei uns vor Weihnachten. Da werden auch viel Extrawünsche wach.
Gelegentlich sieht man auch Blumenläden. Hier im Haus wird er sich lohnen, es sind auch Hotels integriert.
Bevor wir hochfahren, stärken wir uns noch in einem Café.
Wir fahren mit dem Fahrstuhl in den 99. Stock und befinden uns in 300m über dem Meeresspiegel. Diese Skybridge ist gebogen wie eine Brücke, und anfangs wird mir ganz komisch, ein bisschen wie schwindelig. Ein sehr merkwürdiges Gefühl, was auf einer Brücke ja nie ausgelöst wird. Irgendwann legt es sich.
Der Herr auf dem oberen Bild hat eine ganze Schar an weiblichen Familienmitgliedern dabei. Die schauen sich, wie alle hier die Umgebung und bestimmt auch die anderen Menschen an. Er läuft leicht grinsend auf und ab, wie wenn er in Kontakt treten möchte, aber nicht weiss, wie er es anfangen soll. Mal hebt er den Daumen hoch, mal schaut er ungeniert und grinst und grinst… Er macht viele Fotos, wird auch mit seiner Ehefrau zusammen abgelichtet. Irgendwann signalisiert mir dann seine Frau (?), dass sie gerne ein Selfie mit mir machen möchte. Sie steht ganz nahe an mir, lehnt sich ohne Scheu an. Er ist natürlich als Beobachter nahe dabei.
Sie reckt lange umsonst den Arm. Er scheint es nicht zu gestatten. Dann schiebt er seine Frau weg und stellt seine Mutter, Schwiegermutter oder Tante -wen auch immer- jedenfalls eine ältere Frau an meine Seite und macht Fotos mit seinem Smartphone. Das Phone der Frau verschwindet in der obligatorisch kleinen Umhängetasche. Ich recke dann natürlich mein Smartphone, da ich -wenn schon, denn schon- auch ein Foto haben möchte, woraufhin er 2x etwas schief abdrückt… immerhin…
Die Hände dieser Dame hatte ich zuvor schon bewundert. Sie sind tätowiert und mit traditionellem Schmuck behangen. Ihre Augen erschienen mir auch entweder sehr stark geschminkt, wahrscheinlich auch tätowiert. Ich vermute mal, bei allem Interesse des Mannes an uns, war es für die ältere Frau Stress. Und für die jüngere eventuell auch, weil sie ihren kleinen Wunsch nicht durchsetzen konnte. Nun ja, am Schluss können sich alle was erzählen…
Dieser kleine Junge konnte kaum aufhören, mich anzulächeln. Dann bat junge Vater darum, von uns Fotos machen zu dürfen. Meist schließt sich an so ein Ereignis auch noch eine sehr freundliche, interessierte Unterhaltung an. Einer war schon mal auf einem deutschen Flughafen und erzählt das begeistert, andere unterhalten sich vorwiegend mit Gestik und Mimik, während fließendes Englisch eigentlich oft zu hören ist.
So langsam wird es dunkler. Die Beleuchtung wird eingeschaltet. Leider ist es draussen dunstig. Der Sonnenuntergang schwächelt…
Rechts am Fenster sitzt ein Vater und schaukelt liebevoll seine 3 Wochen alte Tochter, die eine grosse Schleife im Haar trägt. Die Mama ist derweil mit dem Smartphone unterwegs.
Wir haben es über 2 Stunden dort oben ausgehalten. Es ist wirklich sehenswert, finden wir beide. Aber irgendwann ist Schluss. Der Stau auf den Straßen wird sich noch mindestens 1 Stunde hinziehen. Man kann alles von oben um beobachten. So oder so, wir haben genug.
Unerwartete Kollektionen werden da gezeigt. Aber das ist ja auch alles kein Problem, solange es in den eigenen 4 Wänden getragen wird und nur vor dem Ehemann gezeigt wird.
Hier geht es rein zu H&M’s farbenfroher Ramadankollektion.
Papa und Sohn fahren nach Hause. Wir jetzt auch.
das Foto ist von B.Alotaby / Wikipedia