Donnerstag, 31. März 2022

Begegnungen in der Mall


Wir haben den 31.3.22. Ramadan steht vor der Tür.    Wieder ist Warten auf die Handwerker angesagt.   Immerhin kommt einer bereits um 9:00, er überprüft, warum die Waschmaschine ausgelaufen ist.  Das Problem kann er schnell lösen, ein Ventil am Wasserhahn ist kaputt .   Der Verstopfung in der Dusche haben wir mittlerweile selbst den Kampf angesagt und bereits drei Flaschen Abflussfrei hinein gegossen. Es gab jedes Mal eine gewaltige Explosion in der Dusche, man dachte, ein Vulkan sei ausgebrochen. Es war unglaublich und der Chlorgestank unerträglich. Aber so langsam entspannt sich dort die Lage. Wir sind das Warten jetzt leid und fahren in eine Mall, da einige Einkäufe erledigt werden müssen.





Wir rufen den Fahrer an, aber es wird noch dauern, bis er kommt.

Hinter uns auf die Bank setzen sich mehrere saudische Frauen. Nach einer Zeit fragen sie Kerstin, ob wir aus Alemannia kommen. Offenbar haben sie Brocken unserer Unterhaltung gehört und richtig eingeordnet. Nun kommt ein längeres Gespräch in Gang. Am schüchternsten sind die zwei jungen Mädels, die am besten englisch können. Die älteren Frauen zeigen  überhaupt keine Scheu, lachen, scherzen und wollen uns einladen. Alles verstehen wir nicht und sie wahrscheinlich auch nicht. Eine der älteren Frauen hat in Deutschland wohl kürzlich zwei künstliche Kniegelenke bekommen und ist mit diesen sehr zufrieden. In welcher Stadt sie operiert wurde, kann sie nicht sagen. Wir machen einige Städtevorschläge, aber es haut nichts hin. Egal. Ich glaube, es hätte noch lange so weitergehen können, aber wir wollen weiter.

Auf Grund der entspannten Situation traue ich mich mal wieder, nach einem Foto zu fragen. Sie sind sofort begeistert und scharen sich um Kerstin. Dann rufen sie 2 weitere Frauen hinzu, die offenbar die Szenerie mit Abstand beobachtet hatten. Diese sind aber auch gleich voll bei der Sache, und so darf ich mich dann auch noch einreihen.

 


Die Verabschiedung fällt genauso herzlich aus, wie die vorherige Unterhaltung, sie zeigen keinerlei Berührungsängste.

Auf dem Weg zum Ausgang,  an dem wir abgeholt werden sollen,  streifen wir noch kurz durch ein Geschäft mit farbenfroher Kleidung. Diese tragen die Frauen zu Hause, oder unterwegs, meist unsichtbar für Fremde, unter ihrer Abaya.


 


Mittwoch, 30. März 2022

Spaziergang im Compound


30.3.22 Die Tage geraten jetzt etwas durcheinander, aber um weiter zu kommen ist mir das jetzt zunächst einmal egal. Das kann ich zu Hause noch zeitlich richten.


Nachdem es ja gestern die bösen Überraschungen in der Dusche und bei der Waschmaschine gegeben hat, verbringen wir den Tag im Haus und warten. Es kommt keiner vorbei, auch wenn man noch einmal anruft. Man kann es genauso gut sein lassen. Niemand kommt vorbei. Gegen 17:00 Uhr bin ich der Meinung, dass ich mich ein bisschen bewegen sollte.       Wie üblich, ist fast niemand auf der Straße unterwegs, lediglich diverse Katzen begegnen mir.

Kinder kommen jetzt schon mal raus, aber es sind eigentlich immer dieselben, die ich sehe. Die anderen scheinen sich permanent im Haus aufzuhalten.

Wenn man die Palm Villas 4 verlässt, passiert man eine Mauer. Da der gesamte Compound von einer Mauer umgeben ist, musste man eine neue Mauer errichten, als man auf diesem Areal Häuser gebaut hat. 

Beim Umhergehen entdeckt man immer etwas Neues. Langeweile hatte ich jedenfalls bislang noch nicht.

Ein Haus war mir schon mehrfach durch besonders schöne Blumen aufgefallen. Heute laufen dort besonders gepflegt aussehende Katzen herum. Ich habe sie dort auch schon draussen auf der Fensterbank entdeckt, von wo aus sie ihr Revier kontrollieren können, während sie auf die nächste Mahlzeit warten. warten.

Dann öffnet sich das Tor, und eine Frau kommt daraus. Mit ihr komme ich ins Gespräch, und sie lädt mich in ihr Haus ein, um es mir zu zeigen. Es ist von älterer  Bauart, der Vorgänger von dem Haus, in dem ich zur Zeit wohne. Und es ist schon 30- 35 Jahre alt. Die Familie stammt ursprünglich aus Pakistan und lebt schon 25 Jahre in diesem Haus. Eingerichtet ist es ganz individuell. Das war wohl früher eher möglich als heute, weil man heutzutage ja die Möbel nicht austauschen darf.

Interessant ist, was sie mir über die Entwicklung in diesen Compound berichtet.   Von der Grundfläche ist ihr Haus sicher ähnlich, vielleicht ein wenig kleiner, da es ja nur eine obere Etage gibt. Ich finde es aber sehr gemütlich, und besonders schön ist natürlich, dass die Grünflächen rundherum im Laufe der Jahre bereits üppig gediehen sind.





                        Zu meiner Überraschung finde ich an einem Haus sogar Kapuzinerkresse.


Es gibt wunderschöne Fenstergitter an den ältesten Häusern im Compound. Leider sehen diese Häuser teilweise schon etwas mitgenommen aus, und einige stehen auch leer.






                                          Mit Stockrosen hätte ich hier wirklich nicht gerechnet.



                                         An der Haustüre wartet wohl schon jemand auf Futter…



Dienstag, 29. März 2022

Mall und wieder Mall…



Wir fahren zur Panorama-Mall. Das ist eine von den größeren hier in der Wohn-Umgebung. Kerstin muss eine bestimmte App haben, um weitere bürokratische Angelegenheiten regeln zu können.


. Dafür muss sie wieder einmal Fingerabdrücke an einem Apparat abliefern. Das scheint aber nicht so einfach zu sein, wie es sich anhört. Letzten Samstag waren wir schon einmal hier, leider erfolglos. Wurde mal der eine Zeigefinger akzeptiert, so war es prompt der Gegenfinger der anderen Hand, an dem partout keine Fingerabdrücke erkannt werden. Aber nicht nur bei Kerstin ist das so. Jedesmal stehen hier mehrere Leute herum, die der Verzweiflung nahe sind, weil nichts hinhaut.

Aber heute haben wir Glück. Nach 2 erfolglosen Durchgängen und mit viel List und Tücke haben wir den Apparat dann doch dahin bekommen, endlich Kerstins Registrierung zu machen. Putztücher, Reinigungsmittel- und Desinfektionsspray, alles haben wir dabei und auch tüchtig benutzt! 

Das ist natürlich nur EINE Hürde von mehreren, die noch bewältigt werden müssen. Gerade geht es an anderer Stelle wieder los. Beglaubigte Papiere, die eigentlich längst abgehakt sind, müssen erneut beglaubigt werden, weil der Auftrag zur Beglaubigung nämlich nur von einer einzigen bestimmten Stelle rausgehen kann!! Ist doch klar, aber verstehe einer die Welt!  Ausgefeilte Bürokratie gibt es halt nicht nur in Deutschland.

Auf der anderen Seite grossen Strasse scheint sich noch ein Einkaufszentrum angesiedelt zu haben. Es wird wohl dauern, bis man alle Einkaufstempel durch hat und weiß, wo man was kaufen kann.


Mit dem Auto fährt man vor, legt den kurzen Weg zum Eingang zu Fuß zurück und lässt sich genau da wieder abholen 😅. 
Bei brütender Hitze ist das natürlich sinnvoller, als erst über lange Wege zum Eingang zu gehen. Ist man zB als Paar mit dem eigenen Wagen unterwegs, muss eben einer immer rundherum fahren, fährt ebenfalls nach Hause zurück und wartet da, oder er lässt seine Leute am Eingang raus, findet einen Parkplatz und kommt hinterher. 🤷‍♀️


Der Muezzin von der nahen  Moschee deutlich zu hören.    Einige Geschäfte lassen in der Mall einen Rolladen halb runter während der Gebetszeiten. Die meisten Läden bleiben aber offen, und die Menschen schlendern weiter umher, sitzen in einem der Cafés oder kaufen ein. Eine Ecke ist für Kinder nahe bei einem der Eingänge reserviert. Während wir hier sind, ist dort allerdings nichts los. Mal wieder zu früh.



Die Auslagen sind gefüllt mit edlen Kleidungsstücken, überwiegend für die Damen. Diese Ausstellungsstücke werden mindesten täglich einmal ausgetauscht. Ob das nur wegen der Ramadanzeit ist, in der man sich offenbar täglich am Abend schmückt wie bei uns vielleicht an den Weihnachtsfeiertagen,  das weiß ich nicht.



In den Schaufenstern liest man desöfteren: RAMADAN KAREEM. Von der Bedeutung her könnte man es mit :" Wir wünschen Ihnen eine Frohe Weihnachtszeit" vergleichen. Direkt übersetzt soll es eher heißen: "Habt einen großzügigen Ramadan".

Es ist Mittagszeit. Eigentlich finden die Hauptmahlzeiten eher am Abend statt. Daran kann man sich sicher gewöhnen, aber für mich ist es in der Kürze  meines Aufenthaltes etwas schwieriger.  Mein Magen meldet sich wie gewohnt zur Mittagszeit…                                                                                                                 Wir gehen in ein Café, von dem es auch eine Filiale in London gibt, in der Kerstin schon war.               Die Einrichtung ist wohl genauso wie in London.  Das haben diese Ketten, die sich überall ausbreiten, ja so an sich. Ich finde das eher langweilig, wenn gleich es für Zugereiste natürlich etwas Vertrautes bedeutet.  Und manchmal findet man auch nichts Besseres.                      Die Törtchen hier sollen jedenfalls  köstlich sein!         





Die Eggs Benedikt können sich auch sehen lassen und schmecken super. 



Mein Arabisches Frühstück fällt üppig aus und ist ebenfalls sehr gut.


Danach kaufen wie die Lebensmittel ein, vor allem Törtchen und hoffen,  dass wir nicht allzu lange auf den Fahrer warten müssen.     Auf dem Weg zurück halten wir noch bei einer Art Gartencenter um einen Untersetzer zu erstehen.    Leider erfolglos.              Sie verkaufen dort zwar die größten Töpfe, aber nur klitzekleine Untersetzer.🤷🏼‍♀️


Katzen gibt es hier reichlich. 2 davon haben sich offenbar unser Haus als Wohnadresse ausgesucht.   Sie sind zwar ängstlich,  stehen oder sitzen aber ständig an der Tür oder in Haustürnähe herum und erwarten Katzenfutter und Wasser. Eine ist anfangs schonmal ins Haus gehuscht. Dort raste sie wohl in Panik herum und wollte  über die Gardinen flüchten . Geöffnete Türen hat sie nicht erkannt. Aber irgendwann war sie dann wieder draußen.



Ein Abendspaziergang durch den Compound gegen Abend tut immer gut. Die Luft ist dann nicht mehr so stark aufgeheizt. Im Sommer dürfte sich aber die Hitze länger halten. Dies ist einer der drei Swimmingpools der Anlage. Ich habe aber noch nie jemanden hier im Wasser gesehen. Der dritte ist bislang ständig abgesperrt und bietet gar keinen Sonnenschutz. 
Merkwürdigerweise sind die Areale, in denen man sich im Schatten sitzen könnte, unscheinbar klein. Nur bei dem ganz großen Pool, in den man am besten frühmorgens zum Schwimmen geht, gibt es einen etwas größeren schattigen Bereich. Diesen Pool kann man aber wie gesagt nur nach Anmeldung benutzen. Und vor allem am frühen Vormittag ist man da offenbar fast immer alleine im Wasser und kann ungestört seine Bahnen ziehen.


Eine  Bescherung bringt uns der Tag noch.. Plötzlich ist in einem der Badezimmer alles verstopft. 
Die Handwerker sollen morgen früh gleich vorbeikommen. Dann hat die Waschmaschine plötzlich kein Wasser, der Fußboden dafür umso mehr. Also noch ein Anruf bei der entsprechenden Stelle. Das wird unsere Bewegungsfreiheit morgen einschränken, da wir ja nicht wissen, was gemeint ist mit dem Termin: morgen früh!???



Montag, 28. März 2022

Auf der Skybridge im Kingdom Tower








  Wir fahren zum Kingdom Tower, im Volksmund Flaschenöffner genannt. Ganz oben ist er konstruiert wie ein Bierflaschenöffner und die alleroberste Querverbindung ist eine begehbarer Aussichtsgang. Dieser wird ab Einbruch der Dunkelheit in wechselnden Farben beleuchtet, was weithin sichtbar ist, wenn nicht gerade wieder Dunst oder Sand die Sicht trüben.

Zuerst laufen wir ein wenig im Bereich der grossen, edlen Mall herum. Es ist ziemlich leer. Gegen 17:00 ist einfach noch nichts los. Zu kaufen gibt es alles, was das Herz begehrt. Wenn es denn diese Dinge begehrt… 

Victorias Secret ist genauso vertreten wie La Senza und H&M und Mont Blanc. In den Auslagen sehe ich sehr farbenprächtige Kleidung. Da Ramadan vor der Tür steht, ist Einkaufen angesagt! So ähnlich wie bei uns vor Weihnachten. Da werden auch viel Extrawünsche wach.






Gelegentlich sieht man auch Blumenläden. Hier im Haus wird er sich lohnen, es sind auch Hotels integriert.

Bevor wir hochfahren, stärken wir uns noch in einem Café.


Wir fahren mit dem Fahrstuhl in den 99. Stock und befinden uns in 300m über dem Meeresspiegel. Diese Skybridge ist gebogen wie eine Brücke, und anfangs wird mir ganz komisch, ein bisschen wie schwindelig. Ein sehr merkwürdiges Gefühl, was auf einer Brücke ja nie ausgelöst wird. Irgendwann legt es sich.


 




Der Herr auf dem oberen Bild hat eine ganze Schar an weiblichen Familienmitgliedern dabei. Die schauen sich, wie alle hier die Umgebung und bestimmt auch die anderen Menschen an. Er läuft leicht grinsend auf und ab, wie wenn er in Kontakt treten möchte, aber nicht weiss, wie er es anfangen soll. Mal hebt er den Daumen hoch, mal schaut er ungeniert und grinst und grinst… Er macht viele Fotos, wird auch mit seiner Ehefrau zusammen abgelichtet. Irgendwann signalisiert mir dann seine Frau (?), dass sie gerne ein Selfie mit mir machen möchte. Sie steht ganz nahe an mir, lehnt sich ohne Scheu an.  Er ist natürlich als Beobachter nahe dabei. 

Sie reckt lange umsonst den Arm. Er scheint es nicht zu gestatten. Dann schiebt er seine Frau weg und stellt seine Mutter, Schwiegermutter oder Tante -wen auch immer- jedenfalls eine ältere Frau an meine Seite und macht Fotos mit seinem Smartphone. Das Phone der Frau verschwindet in der obligatorisch kleinen Umhängetasche. Ich recke dann natürlich mein Smartphone, da ich -wenn schon, denn schon- auch ein Foto haben möchte, woraufhin er 2x etwas schief abdrückt… immerhin… 

Die Hände dieser Dame hatte ich zuvor schon bewundert. Sie sind tätowiert und mit traditionellem Schmuck behangen. Ihre Augen erschienen mir auch entweder sehr stark geschminkt, wahrscheinlich auch tätowiert. Ich vermute mal, bei allem Interesse des Mannes an uns, war es für die ältere Frau Stress. Und für die jüngere eventuell auch, weil sie ihren kleinen Wunsch nicht durchsetzen konnte. Nun ja, am Schluss können sich alle was erzählen…


Dieser kleine Junge konnte kaum aufhören, mich anzulächeln. Dann bat junge Vater darum, von uns Fotos machen zu dürfen. Meist schließt sich an so ein Ereignis auch noch eine sehr freundliche, interessierte Unterhaltung an. Einer war schon mal auf einem deutschen Flughafen und erzählt das begeistert, andere unterhalten sich vorwiegend mit Gestik und Mimik, während fließendes Englisch eigentlich oft zu hören ist.







So langsam wird es dunkler. Die Beleuchtung wird eingeschaltet. Leider ist es draussen dunstig. Der Sonnenuntergang schwächelt…






Rechts am Fenster sitzt ein Vater und schaukelt liebevoll seine 3 Wochen alte Tochter, die eine grosse Schleife im Haar trägt. Die Mama ist derweil mit dem Smartphone unterwegs. 




Wir haben es über 2 Stunden dort oben ausgehalten. Es ist wirklich sehenswert, finden wir beide. Aber irgendwann ist Schluss. Der Stau auf den Straßen wird sich noch mindestens 1 Stunde hinziehen. Man kann alles von oben um beobachten. So oder so, wir haben genug.


Unerwartete Kollektionen werden da gezeigt. Aber das ist ja auch alles kein Problem, solange es in den eigenen 4 Wänden getragen wird und nur vor dem Ehemann gezeigt wird. 




Hier geht es rein zu H&M’s farbenfroher Ramadankollektion.




                                             Papa und Sohn fahren nach Hause. Wir jetzt auch.


das Foto ist von B.Alotaby / Wikipedia

King Faisal Al- Maa`ther Cave Park - ganz schön felsig und doch grün

Das Gelände, auf dem sich die grossen Kliniken und Institute befinden, gehörte dem König, der es (so habe ich es jedenfalls verstanden) sozu...